Freist in der Nähe von Stolp in Pommern wurde erstmals 1285 erwähnt...
Der Ort in Polen heißt heute Wrzescie.
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aus www.stolp.de :
Auszug aus dem Buch: "Der Landkreis Stolp in Pommern" - Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit - von Karl-Heinz Pagel 27. Freist, Landkreis Stolp i. Pommern...............................Seite 457 Die nördlich von Stolp auf abfallender Grundmoräne gelegene Landgemeinde Freist war Kirchdorf. Bis über das Vorwerk Kempen hinaus reichte im Norden das Gemeindegebiet. Einen reizvollen Gegensatz zu der weiten Ebene bilden die Taleinschnitte der Lübzower und Freister Gründe im Süden. Freist erreichte man von Stolp aus auf der Glowitzer Chaussee über Ritzow, Schmaatz und Lübzow. Einige Angaben über die Gemeinde Freist
aus der Zeit vor 1945 in Kurzform: Zugehörige Ortsteile (2): Kempen—Wassermühle
Historie
Der
historischen Dorfform nach ist Freist ein Winkelzeilendorf. Es
wird erstmals 1285 in einer Urkunde genannt, in der
Mestwin II., Herzog von Pommerellen, dem Kloster Belbuck und der
Nikolaikirche in Stolp die Dörfer Buckow, Freist und Nippnow im
Stolper Distrikt schenkte. Etwa um 1400 war es im Besitz
der von Gutzmerow, die seit ihrem ersten Auftreten in Ostpommern
auch auf ihrem Stammsitz Alt Gutzmerow saßen.Dieser ging aber
bereits 1552 verloren. Die Hufen-Klassifikation von 1717 enthält die Eintragung:
Besitzer:
Bauern
3/4 Lh.:
Halbbauern à
3/8 L.:
Cossäthen: Als Freist und Kempen im Besitz von Lorenz Adam von Gutzmerow waren, wurde das Rittergut 1755 allodifiziert.
Nach
Brüggemann hatte Freist 1784 ein Vorwerk, einen Prediger,
einen Küster, drei Bauern, zwei Halbbauern, vier Kossäten, eine
Schmiede, innerhalb der Gemarkung ein weiteres Vorwerk, Kempen
genannt, eine Wassermühle und insgesamt achtzehn Feuerstellen. 1923 wurde das Herrenhaus in Kempen durch einen Ausbau so vergrößert, daß es die doppelte Anzahl der Zimmer ergab. In Kempen und Freist wurden mehrere Tagelöhnerhäuser erbaut, feste Steinhäuser mit den dazugehörigen Stallungen für Schweine, Kühe und Federvieh, angeschlossen ein kleiner Garten. In Freist wurde eine große Scheune, Länge 100 Meter, erbaut“ (Wolf Anhalt). Gutshaus Kempen >> 1904 vor 1945 Das Rittergut mit Vorwerk Kempen-auf letzterem befand sich das Herrenhaus mit kleinerem Gutshof - war zuletzt 826 ha groß. Es hatte 581 ha Ackerland, 57 ha Wiesen, 45 ha Weiden, 113 ha Wald, 25 ha Unland, Hofraum und Wege und 5 ha Wasserfläche. Der Viehbestand belief sich auf 52 Pferde, 160 Stück Rindvieh und 128 Schweine.
Landwirtschaft Außer dem Gut gab es in Freist 35 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:
11 mit
0,5 bis unter 5 ha Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 5,58 RM etwa im Kreisdurchschnitt (5,95 RM). Handel und Handwerk
Über Handel,
Handwerk und Gewerbe gibt das Reichsadreßbuch 1941/42
Auskunft.
Kirche Das Gotteshaus in Freist ist als Parochialkirche 1493 bezeugt. Es wurde im Jahre 1620 erneuert. Die letzte Kirche ist ein Neubau aus dem Jahre 1874 nach einer Zeichnung des damaligen Bauinspektors Heithaus. In den Neubau wurden einige alte Ausstattungsgegenstände übernommen. Das Taufbecken aus Messing ohne jeden Schmuck stammt noch aus dem Jahre 1640. Als kostbare Arbeit galt ein Leichentuch mit reichen Stickereien von 1651. Es war in Gold, Silber und besonders roter Farbe in Seide gestickt und mit vier Wappen und schönen Eckverzierungen geschmückt. In der Aufschrift konnte man deutlich nur den Namen „Ciara von Mitzlav“ lesen. Die Orgel hat der Dünnower Orgelbauer Völkner geliefert. Kirche in Freist Pfarrhaus in Freist Im Jahre 1493 waren Johann Junghen und Dionysius Molner Pfarrer in Freist. Die Dörfer Roggatz und Schwuchow waren früher zu der Altstädtischen Kirche in Stolp eingepfarrt und das Dorf Beckel zu der Gardischen Kirche. Nach der Verordnung des Herzogs Johann Friedrich von 1590 wurden diese Dörfer der Freistschen Kirche zugeteilt. Freist gehörte bis etwa 1700 zum wendischen Distrikt, wurde dann aber dem deutschen Distrikt zugeteilt, „weil der größte Theil der Gemeinde Teutsche sind und kaum noch wenige Casuben oder Wenden in dem Dorf Bekell übrig sind, so nebst ihrer Sprache auch gut teutsch reden und verstehen können“. In den letzten hundert Jahren vor der Vertreibung haben in Freist als Pastoren gewirkt:
Das
Kirchspiel Freist hatte 1940 fünf eingepfarrte Ortschaften
bzw. Ortsteile mit zusammen 1485 Gemeindemitgliedern.
Schule Freist hatte im Jahre 1932 eine dreistufige Volksschule mit drei Klassen und zwei Lehrern, die 79 Schulkinder unterrichteten. Als Lehrer waren hier Jaekel, Gliewe und Otto Hoffmann tätig.
Kriegsende 1945 - Verlust der Heimat
Freist konnte vor der Besetzung durch die Russen nicht mehr
geräumt werden. Die Chaussee nach Zezenow war voll von
Treckfahrzeugen, die ostwärts zogen. Gegen 14 Uhr des 8. März
1945 kam eine SS-Einheit durch den Ort, die den Russen noch
bei Lübzow Widerstand geleistet hatte. Nachdem zwei letzte
SS-Soldaten in schneller Fahrt auf einem Fahrrad durch den Ort
gekommen waren, gab es eine Viertelstunde Ruhe. Dann ging
russische Infanterie vorsichtig gegen das Dorf vor und nahm
Freist kampflos in Besitz. Es folgten Soldaten zu Pferde und
mit Pferdewagen und später Panzer. Das Dorf war voll von
Flüchtlingen, vor allem aus Stolp. Im Sommer 1945 übernahmen die Polen das Dorf. Zuerst erschien ein einzelner Pole im Ort und erklärte, er sei zum Bürgermeister eingesetzt. Andere folgten. Die großen Mühlen in Freist und Beckel behielten die Russen und ebenso zunächst die Brennerei des Gutes Freist, die aber im November den Polen übergeben wurde. „Die dauernden Plünderungen und Belästigungen durch die Russen hörten mehr und mehr auf, und an ihre Stelle traten die Schikanierungen, Diebstähle und teilweise sogar Mißhandlungen von seiten der Polen.“ Gezielt gingen die Polen gegen Pastor Roll vor. Es erging ein Verbot jeglichen Konfirmandenunterrichts für das Winterhalbjahr 1945/46. Im Juni 1946, in der Nacht vom 7. zum 8., wurde der Pastor mit seiner Frau und Tochter von einem bewaffneten Kommando polnischer Polizei abgeholt und in einem großen Vertreibungstransport mit 3000 Menschen von Stolp aus über die Oder transportiert. Die Heimatortskartei Pommern hat später 186 Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 148 in der DDR ermittelt. Aus Freist wurde das polnische Wrzescie. Im Jahre 1951 gab es noch zehn deutsche Arbeiter- und Handwerkerfamilien, die dort gegen ihren Willen festgehalten wurden. Kriegs- und Vertreibungsverluste: 25 Gefallene, 5 Ziviltote und 36 Vermißte ("ungeklärte Fälle").
Literatur
P11. UB Nr. 389 = PUB II Nr. 1324
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