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Wir Menschen sind nicht bei den face-to-face-Gruppen stehen geblieben, sondern haben uns weiterentwickelt. Zentraler Kern unseres Zusammenlebens und vor allem unserer zivilisatorischen Evolution ist die Kooperation – in einem weiten Sinne. Wir Menschen sind das »empathischste« und »hilfsbereiteste Lebewesen auf der Erde«32, nicht etwa die Ameise oder die Biene. Beide sozialen Tiere unterstützen ausschließlich ihre eigenen Stammesgenossen, das heißt: ihre Verwandtschaft, und das nur instinktiv, durch Pheromone gesteuert. Der Mensch jedoch ist weitaus flexibler, nicht nur gegenüber der eigenen Gemeinschaft sondern auch gegenüber Fremden: Er kann auf neue Situationen eingehen, spontan neue Interaktionen erfinden und völlig Unbekannten helfen. So ist er auch in der Lage, andere auf Umwegen, in langen Handlungsketten über mehrere Personen, in sein Tun einzubeziehen – mittelbar. Tiere, auch Primaten, sind zu solchen komplexen Leistungen nicht fähig,33 noch viel weniger Ameisen oder Bienen.  Obendrein können weder Biene noch Ameise eine ausgeprägte Individualität leben.

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