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Das »Ziel«  aller Anstrengungen

              Den Anstrengungen war gemeinsam, das Leben vorausschaubarer, sicherer, risikofreier, gerechter, verständlicher, angenehmer, anstrengungsloser, dis-stress- oder auch frustrationsfreier144 … zu machen. Selbst wenn viele darunter nicht immer dasselbe verstanden haben mögen und zeitweilig Despoten über Geknechtete bestimmt haben, so hat das den reifenden Trend nicht aufhalten können – denn schließlich kann jetzt tendenziell jeder zu jeder Zeit an jedem Ort nahezu jedes Potenzial wahrnehmen, vorausgesetzt: er möchte das auch. Das ‚attraktive Quadrat der gesellschaftlichen Evolution’ ist jetzt grundsätzlich ausgefüllt. Die »Große Freiheit« beginnt.

Oder anders formuliert: Der Zugang, das Angebot, die Verfügbarkeit über Ressourcen sind nun für jeden vielfältig, dicht, voraussagbar und dauerhaft, auch wenn der Zugang zu allen nur denkbaren Potenzialen nicht gegeben sein wird, da die Privatsphäre zum Beispiel gewahrt bleiben muss. Das Gefälle zwischen dem Mangel oder der Knappheit an Ressourcen und einer komplexen Ressourcenverfügbarkeit ist weitgehend abgebaut; oder kurz: das Gefälle, die Differenz oder Diskrepanz zwischen Mangel und Fülle ist nahezu eingeebnet.

Möglicherweise wird das attraktive Quadrat als materialistisch empfunden; das jedoch wäre ein grobes Missverständnis! Es ist vielmehr prall gefüllt mit Wertaussagen und findet sich in der Ausgestaltung der Gesellschaft wieder:

 

Jeder, das bedeutet Menschenwürde, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung von Mann und Frau – nicht nur auf dem Papier – oder auch Akzeptanz und Integration von Ausländern. Gleichheit, der wesentlichste Aspekt im »jeder«, findet nicht nur im Recht seine weitestgehende Erfüllung, sondern auch in der Chancengleichheit.

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Anmerkung 144 »Anstrengungslos« bezieht sich zum Beispiel auf den Nahrungserwerb. Wäh­rend in der Steinzeit mühselige Jagden zum Fleischerwerb notwendig waren, kann man heute mühelos im Supermarkt einkaufen. »frustrationsfrei«: Unsere Welt ist aufgrund unserer Wissenszunahme transpa­renter, aufgeklärter, rationaler, realistischer, sachlicher, ... geworden, so dass unser Verständnis der Zusammenhänge in der Welt realistischer und umfassender geworden ist. Dadurch nehmen spekulative Erklärungen ab, aber unsere rationalen Erkenntnisse bleiben immer mit Empfindungen verknüpft. Sie müssen es zwangsläufig sein, weil aufgrund unserer Gehirnstrukturen bei jeder noch so sachlichen Handlung unser limbisches System beteiligt ist. Und dieses System steuert unsere Emotionen. »Sachlich« oder »rational« reichen nicht aus, um den gemeinten Zustand auszudrücken. Deshalb wird »frustrationsfrei« gewählt. Denn je treffender unsere Vorstellungen von der Welt sind, umso weniger Korrekturen müssen wir vornehmen und Frustrationen bleiben aus.